5: Friedhofskultur
Gärtnerbetreute Grabanlagen sind ein zeitgemäßes Angebot der Friedhofsgärtner, die mittlerweile auf vielen Friedhöfen zu finden sind. An die Verstorbenen wird mit Namen und Lebensdaten auf Grabmalen erinnert. Die Pflege des Grabes und der gesamten Anlage ist in diesem Angebot bereits enthalten. Durchgeführt wird sie von qualifizierten Partnerbetrieben der Treuhandstelle.
Diese friedvollen Grabanlagen sind wie ein wunderschöner Garten gestaltet. Sichtbare Grabgrenzen gibt es nicht, dafür aber viele bunte Blumen und Pflanzen. Teil dieser wunderbaren letzten Ruhestätte sind häufig Sitzgelegenheiten, Kunstgegenstände und kleine Wasserbecken.
Gärtnerbetreute Grabanlagen sind eine echte Alternative zur anonymen Bestattung. Bundesweit sind sie unter verschiedenen Namen zu finden - zum Beispiel "Memoriam Garten" oder "Ruhegemeinschaften". Mehr Informationen erfahren Sie in der Rubrik "Was wir bieten>Gärtnerbetreute Grabanlagen".
„Das Äußere einer Pflanze ist nur die eine Hälfte der Wirklichkeit“, sagte einst Johann Wolfgang von Goethe.
Auch ohne dieses Zitat wird zugänglich, wie oft Gärtner es in ihrem Beruf mit der Bedeutung der Pflanzen, mit ihrer Symbolik und den vielfältigen Sinngehalten zu tun haben. Dabei sollte eben nicht nur an die roten Rosen, als Ausdruck empfundener Liebe zu einem Menschen, gedacht werden.
Seit alters her begleiten uns Menschen, die Blumen und Pflanzen, Bäume und Sträucher im täglichen Leben. Natürlich auch im Tod. In ganz besonderer Weise sollen sie Trauer zum Ausdruck bringen, Trost spenden und den Lebenden Hoffnung geben, Erinnerungen an die Verstorbenen wach halten.
Aussagen zur Symbolik sind gewachsen und geprägt durch:
- Religion, Glauben und Kultur
- Form und Wuchs der Pflanzen
- die Farben der Blätter und Blüten
- die Zahl (z.B. dreiblättrig, dreifarbig)
- die Früchte/ Fruchtbarkeit
- den Duft und die Heilwirkungen
Ausgewählte Beispiele verdeutlichen dies:
Abschied in Liebe: Vergissmeinnicht
Abwehr des Bösen: Ilex, Wacholder, Birke, Hasel, Immergrün, Lavendel
Anlehnung: Efeu.
Anmut: Rose.
Ausdauer: Buchsbaum, Kiefer, Weide, Zeder, Zypresse.
Bescheidenheit: Erdbeere, Gänseblümchen, Ginster, Heide, Kiefer, Veilchen.
Beständigkeit: Kornblume, Mimose, Akazie, Zeder.
Demut: Akelei, Erdbeere, Veilchen, Ginster, Maiglöckchen.
Dreieinigkeit: Akelei, Erdbeere, Klee, Stiefmütterchen, Waldsteinie, Leberblümchen.
Duft: Hyazinthe, Krokus, Lavendel, Thymian, Narzisse, Nelke, Minze, Orchideen, Rosen, Rosmarin, Salbei.
Ehe: Efeu, Esche, Linde, Myrte, Quitte.
Erinnerung: Immergrün, Lavendel, Stiefmütterchen, Thymian.
Ewiges: Leben Buchsbaum, Immergrün, Lorbeer, Narzisse, Ilex, Wacholder, Zeder.
Fleiß: Thymian.
Freundschaft: Efeu, Ginkgo, Immergrün, Kiefer, Kirsche, Nelke, Orchideen, Verbene, Weinrebe, Mimose.
Frieden: Linde, Lorbeer, Myrte, Palme, Ilex, Verbene.
Fruchtbarkeit: Apfel, Efeu, Eiche, Erdbeere, Getreide/ Gräser, Hasel, Kürbis, Mistel, Mohn, Myrte, Narzisse, Olive, Pilze, Quitte, Wacholder, Walnuß, Lotos.
Frühling: Birke, Hasel, Kirsche, Krokus, Narzisse, Nessel, Primeln, Rose, Veilchen, Weide/ Kätzchen.
Glaube: Feige, Iris, Ysop.
Geheimnis: Farne, Lavendel, Rose.
Glück: Birke, Hasel, Kiefer, Kirsche, Klee, Maiglöckchen, Mistel, Pfirsich, Pilze, Ilex.
Heilige Bäume: Granatapfel, Mimose, Olive, Tamariske, Wacholder, Zeder, Zypresse, Esche, Eiche.
Heimat: Heide, Linde, Myrte.
Herbst: Chrysantheme, Heide, Mistel.
Hoffnung: Anemone, Fichte, Krokus, Lilie, Primel, Veilchen, Weide.
Jenseits: Buchsbaum, Holunder, Hyazinthe.
Jesus Christus: Anemone, Dornenzweige, Buchsbaum, Enzian, Erdbeere, Gänseblümchen, Ginster, Hyazinthe, Kastanie, Kornblume, Maiblume, Margerite, Palme, Pfingstrose, Ilex, Veilchen, Weinrebe, Zeder.
Kraft: Birke, Distel, Eberesche, Eiche, Fichte, Verbene, Wacholder, Zeder.
Leben: Birke, Efeu, Esche, Fichte, Getreide/Gräser, Weinrebe.
Leben, langes: Birne, Chrysantheme, Eiche, Ginkgo, Kiefer, Kürbis, Olive, Pilze.
Lebensfreude: Eberesche, Kirsche, Rosen, Wacholder.
Lebenskraft: Esche, Feige, Fichte, Kiefer, Klee, Mimose, Narzisse, Olive, Myrte, Wacholder.
Leiden, Leid: Artemisia, Distel, Dornen.
Licht: Birke, Krokus, Lilie, Lorbeer, Mistel.
Liebe: Anemone, Apfel, Artemisia, Enzian, Erdbeere, Krokus, Lilie, Gänseblümchen, Maiblume, Margerite, Mohn, Myrte, Nessel, Nelke, Rose, Rosmarin, Veilchen, Verbene, Vergissmeinnicht, Farbe Rot.
Liebe, über den Tod hinaus: Buchsbaum, Chrysantheme, Myrte, Rose.
Mariensymbole: Akelei, Aronstab, Buchsbaum, Distel, Dornen, Eberesche, Efeu, Erdbeere, Farne, Fichte, Iris, Getreide/Gräser, Johanniskraut, Kiefer, Lavendel, Lilie, Löwenzahn, Maiblume, Mandel, Nelke, Hyazinthe, Pfingstrose, Primel, Rosmarin: Thymian, Veilchen, Zypresse.
Mutterliebe: Gänseblümchen, Lotus, Vergißmeinnicht.
Paradies: Birne, Erdbeere, Feige, Ginster, Kirsche, Mandel, Myrte, Veilchen, Granatapfel, Apfel. Farbe: Purpurviolett.
Physische Stärke: Wacholder, Zeder.
Reinheit: Gänseblümchen, Immergrün, Lavendel, Lilie. Farbe: Weiß.
Ruhm: Efeu, Eiche, Lorbeer.
Schlaf: Dornen, Mohn, Narzisse.
Stärke: Thymian.
Sünde: Distel, Dornen, Ginster, Heide, Holunder, Erdbeere.
Tapferkeit: Birke, Iris, Linde, Thymian.
Tod und Leben: Buchsbaum, Efeu, Herbstzeitlose, Mimose.
Tod und Wiedergeburt: Getreide/Gräser, Krokus, Narzisse.
Tod: Eibe, Fichte, Efeu, Dornen, Eisenhut, Mohn, Narzisse, Lilie, Rose, Mimose, Salbei, Zypresse, Rosmarin.
Treue: Buchsbaum, Mistel, Efeu, Eiche, Enzian, Kiefer, Immergrün, Kornblume, Linde, Nelke, Veilchen, Verbene, Vergißmeinnicht.
Unsterblichkeit: Buchsbaum, Efeu, Eibe, Eiche, Feige, Hasel, Kiefer, Krokus, Lorbeer, Palme, Zeder, Weinrebe, Zypresse.
Vergänglichkeit: Anemone, Erdbeere, Esche, Krokus, Rose, Schnittblumen, Laub.
Weisheit: Akelei, Feige, Hasel, Iris, Krokus, Lilie, Rose.
Weltenbäume: Birke, Eiche, Esche, Zeder, Ginkgo.
Wiedergeburt: Getreide/Gräser, Hasel, Holunder, Mandel, Primel, Narzisse, Weinrebe.
Werden und Vergehen: Hyazinthe.
Würde: Eiche, Zeder, Lilie.
Zärtlichkeit: Kornblume, Linde, Tamariske, Rose.
Zauber: Eibe, Eisenhut, Farne, Klee, Mistel, Rose, Ilex, Vergissmeinnicht Wacholder, Zypresse, Zauberwurz.
Zuneigung: Birne, Ginkgo, Kornblume, Veilchen.
Formen und Wuchs der Pflanzen vermitteln dem Menschen seit Urzeiten eine tiefe Symbolik.
- Der Kreis, die Kreisform steht für die Ewigkeit, die Jahreszeiten, den Toten schützend, Unheil abwehrend, Anfang und Ende gleichermaßen, den Kreislauf des ewigen Lebens.
- Das Dreieck, die Zahl 3 steht für die Dreieinigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
- Das Viereck, die Zahl 4 steht für die vier Kardinalstugenden, die Himmelsrichtungen.
- Gebrochene Formen, stehen für jäh zu Ende gegangenes Leben, Verlust eines Menschen.
- Trauerformen stehen für den Verlust eines Menschen, sind Ausdruck der Trauer der Lebenden.
Farben spielten immer eine besondere Rolle und sind zutiefst emotional.
- Das Weiß ist verbunden mit Begriffen wie Unschuld, Reinheit, Unantastbarkeit, Kindlichkeit, Jugend und Hochzeit.
- Das Schwarz ist Zeichen der Trauer, der Individualität, der Unnahbarkeit, der Weltferne.
- Die Farbe Rot symbolisiert Liebe, Leben, Revolution, Zorn, Leidenschaft, Feuer.
- Die Farbe Grün steht für Ruhe, Ausgeglichenheit, Natur und Frühling, aber auch für Gift, Unerfahrenheit, Unreife.
- Das Gelb vermittelt Wärme, ist die Farbe der Öffnung, der Warnung, der Streitsucht, des Neides und des Hasses. Aber auch die Farbe vieler Mönche und der Hochzeit in Indien. Symbol der Sonne.
- Orange ist friedliche Revolution, Optimismus, Gefühl, Anregung und Kreativität.
- Die blaue Farbe verbindet sich mit Treue, Ferne, Kälte, Überirdischem. Sie steht für Macht, Göttliches, Geist. Symbolisiert auch Beständigkeit und stille Freude.
Düfte und heilende Wirkungen von Pflanzen haben uns über alle Zeiten begleitet, vielen Pflanzen dieser Kategorie haften deshalb tiefgehende Sinngehalte an, ganze Bibliotheken sind mit entsprechenden Abhandlungen gefüllt. Dies kann hier nur angedeutet werden. Auch die Ernährung der Menschen basiert schließlich auf pflanzlichen Grundlagen.
Viel von diesem Wissen, das durchaus bis vor wenigen Generationen noch gelebt wurde, ist uns Heutigen verloren gegangen.
Der Tod wurde von unseren Vorfahren immer als Teil des Lebens verstanden, dieses ist nicht die „Erfindung“ unserer christlich geprägten Kultur. Die den Pflanzen anhaftende Symbolik hat sich im Verlauf langer Zeiträume entwickelt. Und dies auch in Kulturkreisen, die sich unabhängig von dem unseren gebildet haben.
Es kann ein schöner Weg sein, über die Symbolik der Pflanzen, das Leben unserer Verstorbenen nachzuzeichnen und uns durch die bewusste Pflanzenverwendung an sie zu erinnern.
Im Menü Service>Downloads stehen Ihnen zwei Listen der Symbolpfanzen zum Download zur Verfügung.
In unserer schnelllebigen Zeit sind Gräber wichtiger denn je. Sie sind Orte, die ein Innehalten ermöglichen und Raum für Erinnerungen lassen. Wer immer nach vorne schaut, braucht auch den Blick zurück.Gepflegte Gräber setzen ein bewusstes Zeichen gegen das Vergessen.
Der Friedhof ist ein lebendiger Ort, an dem die Erinnerung in jedem einzelnen Grab einen festen Platz hat. Die Alternative, Trauern ohne Grab, ist für viele Menschen gar nicht vorstellbar – und doch immer häufiger traurige Realität.
Rituale und Zeichen, wie das Niederlegen und Pflanzen von Blumen auf dem Grab, geben Gefühlen Ausdruck, die ihr Ziel verloren haben. So findet die eigene Seele Halt. Sie lernt begreifen: Dort auf dem Friedhof ist jetzt der Ort, an dem der Verstorbene weilt. Und dort gibt es auch nach seinem Tod noch etwas, das man für ihn tun kann. Er oder sie sind ganz nah, wenn man seine oder ihre Lieblingsblumen pflanzt, gießt und pflegt. Während die Hände beschäftigt sind, wandern die Gedanken, erinnern sich, halten Zwiesprache mit dem Toten. So klären sich kreisende Gedanken. Die grüne und blühende Grabstätte wird zum Ort der inneren Einkehr, an dem wir langsam zu uns selbst finden.
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